Vereinschronik

(Aufgestellt von Gudrun Neher für die Festschrift zum 100jährigen Jubiläum 2009)

Gesangvereine in Stammheim
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gründeten sich in Deutschland fast flächendeckend Gesangvereine. In beinahe jedem Dorf gab es eine Gruppe von Sängern. Vielerorts waren sie die größte Personenvereinigung, die zunächst keinem Verband angehörte. Allerdings vereinigte sich hier nur die eine Hälfte der Bevölkerung, denn Chöre in dieser Zeit waren durchweg Männergesangvereine. Chorleiter waren überwiegend Lehrer. An der Fahnenweihe des „Männerchors 1858 Nieder-Mockstadt” im Jahr 1861 nahmen neun Gesangvereine aus Bingenheim, Echzell, Reichelsheim, Beienheim, Weckes- heim, Nieder-Wöllstadt, Altenstadt und Ober-Mockstadt teil. Altenstadt und Nieder-Wöllstadt ausgenommen, wurden sie alle von Lehrern dirigiert. Bereits im Jahr 1862 muss es auch in Stammheim eine Gruppe von Sängern gegeben haben. In der 100-Jahre-Festschrift (1958) aus Nieder-Mockstadt wird von einem „Gesangsfest” berichtet, zu dem auch ein Verein aus Stammheim eingeladen war. Vermutlich existierte vor der Gründung des Volkschors in Stammheim der Gesangverein „Harmonie” Stammheim. Im Notenarchiv des Volkschors gibt es von diesem Chor fünf Männerchor-Notensätze, z. T. handgeschrieben. Gemessen an den wenigen Noten bestand dieser Chor vermutlich nur kurze Zeit. Vielleicht handelte es sich hier sogar um die Sängergruppe, die 1958 in der Festschrift aus Nieder-Mockstadt erwähnt wird. Vor und nach dem 1. Weltkrieg entstanden in der Wetterau vielerorts „Arbeitergesang-vereine”. 1908 gründete sich der Männergesangverein „Einigkeit” Kaichen; ab 1912 gab es in Nieder-Mockstadt einen Arbeitergesangverein, der sich allerdings bereits nach dem 1. Weltkrieg auflöste. Das Gründungsjahr des Stammheimer Gesangvereins war 1909.

Vereinsgründung 1909
Laut Adam Bell wurde der „Arbeitergesangverein Vorwärts Stammheim” am 1. Dezember 1909 gegründet. Er war der direkte Vorläufer des heutigen „Volkschor Stammheim 1909”. In seinen Niederschriften aus dem Jahr 1964 nannte Adam Bell folgende Gründungsmitglieder: Karl Nagel, Georg Vogel, Wilhelm Schaubach, Johann, Theodor und Karl Vogel, Franz und August Schneider, Heinrich von der Lehr und Adam Keth. In den ersten Jahren traf man sich im Vereinslokal Karl Pfannmüller unter der Leitung von Dirigent Wilhelm Lorey aus Nieder-Florstadt. Die musikalische Leitung übernahm 1912 Karl Nagel, eines der Gründungsmitglieder. 21 Stammheimer Männer sind als aktive Sänger festgehalten. In den Jahren 1915-1920 fanden kriegsbedingt keinerlei Vereinsaktivitäten statt. Langjährige Vereinsmitglieder aus diesen Jahren waren: Heinrich Metzler und Georg Seip (seit 1912), Heinrich Walluf, Heinrich Gemmecker, Otto Seipel II., und Georg Vogel (seit 1914), Heinrich Wagner (seit 1919), Marie Vogel, Philipp Heppner, Fritz Seipel und Franz Schuh (seit 1922) und Karl Rahn, Wilhelm Schneeberger, Wilhelm Heppner und Heinrich Gorr (seit 1923). Sie waren bis in die 60er Jahre hinein aktiv. Ab ca. 1921 nannte sich der Chor nur noch „Arbeiterge-sangverein ... Stammheim”. Vorsitzender von 1921 – 1929 war Karl Schneeberger. Er war der Großvater des späteren langjährigen Vorsitzenden Otto Schneeberger, der heute Ehrenmitglied des Vereins ist. Dass zu dieser Zeit der Name „Vorwärts” aus dem Stempel des Vereins geschnitten wurde, lässt sich damit erklären, dass man sich hiermit von seinen politischen Wurzeln, der sozialdemokratischen Bewegung – zumindest in der Namensgebung - distanzieren wollte. Man bemühte sich politisch unauffälliger zu sein, um keine Restriktionen oder eine Auflösung zu provozieren.

Gesangverein Germania Stammheim
In den 20er und 30er Jahren existierte ein weiterer Gesangverein in Stammheim, der Mitglied im „Deutschen Sängerbund”, dem bürgerlichen Dachverband, war. Dieser Gesangverein „Germania Stammheim” nahm im Sommer 1922 an einem Wertungs-singen teil, das im Rahmen des 1. Bundesfestes des Wetterauer Sängerbundes in Melbach durchgeführt wurde. Man besuchte am 19.06.1926 das 1. Sängerbundesfest in Mainz und nahm dort am Festumzug als Zugnummer 200 teil. Im Jahr 1927 erfolgte die Teilnahme am Wertungssingen des Wetterauer Sängerbundes. Wie lange die „Germania Stammheim” wirklich bestand, ist nicht bekannt.

Umbenennung in „Volkschor”
Ab ca. 1924 wechselte der „Arbeitergesangverein Stammheim” seinen Namen zum heutigen „Volkschor Stammheim”. Diese zeitliche Einordnung stammt von Adam Bell. Auch wenn dieser Name erst 15 Jahre nach Gründung Erwähnung fand, ist davon auszugehen, dass es sich hier um denselben Verein handelt. Auf einem Großgrup-penfoto aus dem Jahr 1928 sind Gründungsmitglieder von 1909 zu finden. Dieses Foto enstand anlässlich der Fahnenweihe des Volkschors. Die Fahne trug den Vereins- namen und die Aufschrift: „Vorwärts, blühe dein Lied, wie ein Vogel die Luft durchzieht” Dieses Großgruppenfoto vor dem Stammheimer Schloss sowie weitere Bilder von den festlichen Aktivitäten im Rahmen der Fahnenweihe mit Festkleidung und Fahrrädern dokumentieren dieses Ereignis. Nahezu alle Personen auf dem Großgruppenfoto konnten identifiziert werden. Mehrere Männer sind im 2. Weltkrieg gefallen und auf einer Ehrentafel erwähnt, die noch heute im Besitz des Volkschores ist. Die Fahne ist leider verschollen. Vermutlich wurde sie in den 30er Jahren bei der Vereinsauflösung konfisziert. Sie konnte trotz umfangreicher Recherchen der Autorengruppe, die bis in die USA reichten, nicht aufgefunden werden. Lediglich die Fahnenspitze sowie ein Tragegürtel und einige Verzierungen sind noch im Besitz des Vereins. Erzählungen älterer Stammheimer Bürger sowie die vielen vorhandenen alten Notensätze lassen vermuten, dass das Vereinsleben in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg sehr rege war. Geprobt wurde (bis in die 60er Jahre hinein) im Ratszimmer des Stammheimer Schlosses. Es wurde berichtet, dass Georg Seip - er war Vereinsmitglied seit 1912 und nach dem Krieg viele Jahre Vereinskassierer - Holz mitbrachte, um im Ratszimmer lange vor der Singstunde einzuheizen. Neben den gesanglichen Aktivitäten beteiligten sich Vereinsmitglieder in dieser Zeit auch an Theateraufführungen, die auf alten Fotos dokumentiert sind.

Die 30er Jahre
Was während der Machtergreifung der Nazis passierte, lässt sich nur grob skizzieren. Klar ist, dass es in den 20er Jahren zwei Chöre in Stammheim gab. Hinweise über die Ereignisse in dieser Zeit gibt das umfangreiche Notenarchiv, in dem man Noten aller Chöre findet, allerdings haben nur wenige einen Inventarisierungsstempel erhalten. Vermutlich wurde der Volkschor, der in der Tradition der Arbeitergesangvereine stand, Anfang der 30er Jahre verboten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Sänger des Volkschors beim zeitgleich existierenden „Gesangverein Germania Stammheim” Aufnahme fanden. Dieser war nicht von Auflösung bedroht, da er dem Wetterauer Sängerbund angehörte, der bereits Anfang der 30er Jahre „gleichgeschaltet” wurde und sich relativ bruchlos in die Ideologie des Nationalsozialismus einbinden ließ. Diese Vermutung wird gestützt durch Noten aus dem Jahr 1932, die sowohl den Stempel des alten Arbeitergesangvereins als auch den Stempel der „Germania” tragen; offensichtlich handelte es sich um Liedgut, das damals weiterhin gesungen werden durfte. Spätestens mit Beginn des Krieges verlieren sich die Spuren der „Germania”. Kurioserweise feierte im Jahr 1960 der Dirigent Josef Kremer sein 25jähriges Jubiläum, das fotografisch belegt ist; er begann also im Jahr 1935 einen Stammheimer Chor zu dirigieren. Alle Fakten sprechen dafür, dass es den Volkschor in diesem Jahr schon nicht mehr gab. Daher ist anzunehmen, dass Kremer zunächst Dirigent der „Germania” war, die dann in den Wirren des 2. Weltkrieges ihre Aktivitäten einstellte.

Der Volkschor im „Tausendjährigen” Reich

(von Jörg Steinhäuser)

Wenn über 100 Jahre Volkschor berichtet wird, darf die Zeit zwischen 1933 und 1945 nicht ausgeblendet werden. Auch der Volkschor war ein Opfer der braunen Machtergreifung und musste für etliche Jahre seine Tätigkeit einstellen.

Die Sängerbünde
Zur Weimarer Zeit gab es im schon immer vereinsseligen Deutschland zwei große Sängervereinigungen, die sich vor allem durch ihre politischen Weltanschauungen unterschieden. Da war zum einen der Deutsche Arbeiter-Sängerbund (DAS), der bereits 1877 gegründet wurde und zum anderen der „bürgerliche” Deutsche Sängerbund (DSB). Beide Bünde besaßen regionale Untergliederungen bis hin zu kleinen Gruppen, etwa auf Kreisebene. Der Volkschor gehörte, der Name deutet darauf hin, zum DAS, der sozialdemokratisch dominiert war. Kommunisten versuchten zwar hier politisch zu agieren um ihre revolutionären Positionen zu stärken, waren aber eindeutig in der Minderheit. Inwieweit dies auch für Stammheim zutrifft, ist heute nicht mehr zu klären.

Auflösung des Deutschen Arbeiter-Sängerbundes
Auf Befehl des NS-Reichsministers Frick wurde der angeblich marxistische DAS im Frühjahr 1933 aufgelöst. Dem Volkschor wurde damit die Existenzgrundlage entzogen. Hierzu ein Zitat aus einer Rede des damaligen stellvertretenden Vorsitzenden des Hessischen Sängerbundes: Der Hitler-Frühling, in dem nach langem, zähen Kampfe endlich die dunklen Gewalten der Zersetzung und Vernichtung dem sieghaften Schritt der nationalsozialistischen Freiheitsbewegung weichen mussten, brachte auch einen Umbruch in unserem hessischen Bunde. Ein Großteil des Liedguts wurde eliminiert, da es nicht mehr als zeitgemäß galt und - so ein Ausschnitt aus einem zeitgenössischen Presseblatt - dem Stil des neuen Denkens und Empfindens fern lag. Ja, es wurde sogar von Schundliteratur gesprochen. Wir erinnern in diesem Zusammenhang an die damaligen Bücherverbrennungen und das Unwort „Entartete Kunst”, wenn es um nicht gegenständliche Bilder ging. Auch hierzu Zitate aus einer Rede von Hitler anlässlich einer Tagung mit SA und SS in Bad Godesberg am 19. August 1933, nachdem ihn einige Chöre mit ihren Darbietungen erfreut hatten: Wir werden nicht nur ein Deutschland der Macht aufbauen, sondern auch ein Deutschland der Schönheit. Weiter führte er aus: Die Liedvorträge waren für mich das Schönste des Tages. Die Welt verschreit uns als Barbaren, sie wird aber bald erkennen, wo die Barbaren zu Hause sind und wo nicht. Wir werden die Welt durch unsere Kunsttaten in Erstaunen versetzen. Keine zwölf Jahre später war der Spuk vorbei, dem Millionen von Menschen zum Opfer gefallen sind.

Verlust der Vereinsfahne
Die Nazis sorgten dafür, dass der Volkschor sich auflöste. Wann dies genau geschah, ist unbekannt. Das umfangreiche Notenmaterial scheint größtenteils erhalten geblieben zu sein. Verschwunden ist aber die Vereinsfahne des Volkschors, die 1928 im Rahmen eines Sängerfestes feierlich geweiht wurde. Die einen behaupten, es sei die SA gewesen, die dem Chor die Fahne raubte. Andere wiederum erzählen, dass alle Fahnen, darunter auch die des Volkschors, beim Einmarsch der Amerikaner verbrannt wurden. Die Arbeitsgruppe „Historie und Festschrift” recherchierte in Amerika, ob nicht ein GI die Fahne als Beutekunst mit über den Ozean nahm. Andere wiederum geben sich der Hoffnung hin, dass sie sich noch auf irgendeinem Stammheimer Dachboden befinden könnte und irgendwann wieder auftauchen wird. Zahlreiche Befragungen in der Vergangenheit führten bislang nicht zum Erfolg. Vielleicht bringen uns ja diese Zeilen einer Aufklärung zum Verbleib der Fahne ein Stück näher.

Was aber geschah nach dem Krieg?
Den Deutschen Arbeiter-Sängerbund gab es nicht mehr. Als sein Rechtsnachfolger wurde 1947 der Deutsche Allgemeine Sängerbund (ebenfalls mit DAS abgekürzt) gegründet. Der Volks-chor hatte bereits im Dezember 1945 seine Arbeit wieder aufgenommen und wurde Mitglied im DAS. Der während der Nazi-Diktatur gleichgeschaltete Deutsche Sängerbund wurde erst Ende der 40er Jahre, nach der Entnazifizierung, wieder zugelassen. Beide Bünde beharkten sich dann 35 Jahre lang aus politisch-ideologischen Gründen bis sie schließlich im Februar 2005 zum Deutschen Chorverband verschmolzen. Seitdem herrscht Ruhe an der Sängerfront.

Der alte wie auch neue Name „Volkschor” weist darauf hin, dass alle Schichten der Bevölkerung - gleich welcher religiösen oder politischen Richtung - angesprochen sind.

Das gilt heute wie damals.

Nach dem 2. Weltkrieg

(von Gudrun Neher)

Wiederaufnahme der Chortätigkeit
Der Volkschor nahm seine Tätigkeit nach dem Krieg Ende 1945 wieder auf und zwar am 1.12.1945 mit dem Dirigenten Josef Kremer. Die Vereinsarbeit fand für einen kurzen Zeitraum in einem Verbund mit der Sportgemeinde als Kultur-Sportgemeinde statt, denn in dieser Zeit gestatteten die Alliierten nur die Gründung eines Vereins pro Ort. Dieser arbeitete unter der Leitung von zwei Vorsitzenden: Karl Appel für die Abteilung Gesang und Karl Weiße für die Abteilung Sport. Dieser Verbund wurde 1948 aufgelöst und Karl Appel der Vorsitz des Volkschors übertragen. Das erste schriftliche Dokument aus dieser Zeit ist eine Postkarte vom 3. August 1949.

Aktivitäten in den 50er und 60er Jahren
Seit den 50er Jahren lässt sich eine kontinuierliche Chortätigkeit nachweisen. Der Chor beteiligte sich bei Wertungssingen und war hier mit Werken von Felix Mendelssohn-Bartholdy (Die Nachtigall) und dem Wiegenlied von Mozart zu hören. Liederabende, Ausflüge und der Besuch von Veranstaltungen anderer Vereine gehörten zum alljährlichen festen Programm. Zeitweise gab es neben dem gemischten Chor auch noch einen Männerchor. 1959 wurde das 50jährige Vereinsjubiläum an einem Wochenende im Juli groß gefeiert. Zum Festprogramm gehörten mehrere Liederabende (22 Vereine waren zu Besuch), Aufführungen von Kunstradfahrern und Rollschuh-läuferinnen aus Nieder-Florstadt und ein großer Umzug. Josef Kremer begleitete den Chor noch bis ins Jahr 1964 als Dirigent und gab dann die Regie an Adam Bell ab, der Lehrer an der Stammheimer Schule war. Seit dieser Zeit sang der Chor zur Weihnachtszeit auch in der Kirche und trug damit zur Gestaltung festlicher Advent-Gottesdienste bei. Bereits 1969 wurde wieder groß gefeiert. Auch das 60jährige Vereinsjubiläum war Anlass für eine zweitägige Veranstaltung. Hier hatte der neu gegründete Kinder- und Jugendchor unter der Leitung von Heinrich Eckhardt seinen ersten Auftritt.

Mitglied im Hessischen Chorverband
Bald nach dem 2. Weltkrieg wurde der Volkschor Mitglied im „Deutschen Allgemeinen Sängerbund” (DAS), der Nachfolgeorganisation des früheren „Deutschen Arbeiter-Sängerbundes”. Die Mitgliedschaft im DAS wurde in der Folgezeit aus Kostengründen für einige Jahre ausgesetzt. Ab 1970 besteht dann bis heute eine kontinuierliche Mitgliedschaft. In Hessen nennt sich der Dachverband inzwischen „Hessischer Chorverband” (HCV). Seit 2005 haben sich auf Bundesebene der DAS und der Deutsche Sängerbund zum Deutschen Chorverband zusammengeschlossen. Auf Landesebene gibt es neben dem bereits erwähnten HCV noch den Hessischen Sängerbund (HSB).

Das leidige Geld
Einem Zeitungsartikel vom 28.8.1953 ist zu entnehmen, dass das Land Hessen für abhanden gekommenen Vereinsbesitz in den 30er Jahren Entschädigungen zahlte. Voraussetzung war allerdings die Mitgliedschaft im DAS. Nachdem der Volkschor 1951 aus Kostengründen ausgetreten war, trat man 1953 schnell wieder ein, um den Verlust einer Fahne, einer Geige sowie diverser Notenblätter von Tendenzliedern geltend machen zu können. Diese Gegenstände seien 1933 von der SA beschlagnahmt worden. Der Verein erhielt hierfür im Jahr 1955 eine Entschädigungszahlung in Höhe von 150.- DM. Zur damaligen Zeit viel Geld, das der Verein gut gebrauchen konnte.

Umzug ins Bürgerhaus
1964 sang der Volkschor im Rahmen des Festaktes zur Grundsteinlegung des neuen Bürgerhauses und bereicherte schließlich auch die Feier zur Einweihung am 23. April 1966. Von diesem Zeitpunkt an trafen sich die Stammheimer Sänger zur wöchentlichen Singstunde nicht mehr im Schlosssaal, sondern im Bürgerhaus.

Kinder- und Jugendchor in den 70er Jahren
Von 1969 bis 1977 gab es beim Volkschor eine rege Kinder- und Jugendchorarbeit. Dank des engagierten Chorleiters Heinrich Eckhardt kamen in diesen Jahren Kinder und Jugendliche im Alter von 11 bis 15 Jahren in den Genuss eines gesanglichen Angebots. Heinrich Eckhardt war außerdem von 1968-1982 Kassierer des Vereins. Er bekam Unterstützung von Frieda Eckhardt, Gerda Braun und Irmtraud Lautenschläger. Nach wenigen Jahren wuchs der Kinder- und Jugendchor auf eine stolze Gruppengröße von 30 Personen an. Die Kinder traten bei den Veranstaltungen des Volkschors auf und besuchten die Altenweihnachtsfeier der Großgemeinde. Ab 1970 begann man zusätzlich mit der Aufführung von Theaterstücken, die der Chorleiter selbst verfasst hatte: „Das Märchen mit den Schwefelhölzchen”, „Sterntaler”, „Wurzelsepp”, „Schneewittchen”, „Rumpenstilzchen” oder die Sketche „Schicksale im Rampenlicht” werden manchem Stammheimer noch in Erinnerung sein. 1973 erlebten die Kinder einen Ausflug nach Miltenberg und besuchten 1975 den Odenwald. Ab 1976 ließ die Teilnahme so stark nach, dass der Kinder- und Jugendchor Anfang 1977 offiziell aufgelöst wurde. Erst 15 Jahre später im Jahr 1992 fand zunächst mit Heidi Bauer-Klar, dann mit Carola Hallenberg und ab April 1996 mit Dorothea Grebe ein Neubeginn statt. Der Regenbogenkinderchor besteht bis heute (siehe eigenständiger Artikel).

Teilnahme an Wertungssingen
Im Zeitraum 1971-1990 wurde mehrfach das Wertungssingen des DAS auf Kreisebene besucht. Dort sang man 1971, 1972 und 1974 unter der Leitung von Adam Bell, 1980, 1982 unter dem Dirigat von Manfred Willnow und 1984, 1986, 1988 und 1990 mit Karl-Heinz Hannig. Gesungen wurden Stücke von Schubert (z.B. „Abendfrieden”), von Mozart („Ave verum”) sowie eingängige Melodien wie „Bella Venetia” oder das „Rennsteiglied”.

Gesangliche Entwicklung und kulturelle Vielfalt
Neben den traditionellen Liederabenden bereicherte der Chor Ende der 70er Jahre die Seniorenweihnachtsfeier der Gemeinde und sang am Totensonntag auf dem Friedhof.
Im Jahr 1974 wurde das 65jährige Vereinsjubiläum groß gefeiert. Der damalige Chor- und Grundschulleiter Adam Bell verfasste hierfür eine erste Vereinschronik, die in der damaligen Festschrift veröffentlicht wurde. 1980 und 1981 fanden jeweils im Januar gemeinsame Konzerte mit dem Nieder-Mockstädter Chor statt, der ebenfalls von Adam Bell geleitet wurde. 1981 sang eine kleine Gruppe unter der Leitung von Manfred Willnow die ersten englischen Lieder. Zwischen 1984 und 1995 erweiterte man das musikalische Spektrum des Chors: Unter der Leitung von Inge Schaubach wurde eine Gitarrengruppe gegründet, die bis 1992 bestand. In den Jahren 1988 bis 1993 gab es einen Männerchor, der zeitweise bis zu 30 Sänger zählte. 1991 kam eine Volkstanzgruppe hinzu, die im ersten Jahr 12 Auftritte hatte und bis 1995 aktiv war. Anfang der 90er Jahre war Stefan Koschorr mit der Chorleitung betraut und 1992 bis 1996 dirigierte Michael Habermann die Chöre.

Schwierige Jahre
Im Herbst 1995 begann für den Volks-chor eine schwierige Zeit. Die Teilnehmerzahl bei den Singstunden war stark rückläufig und alle Werbeversuche blieben erfolglos. Ein für das Frühjahr 1996 geplantes Konzert musste auf den Herbst verschoben werden. Zwischen September und Dezember 1996 war man sogar ohne Dirigent. Dank des ehrenamtlichen Einsatzes von Dorothea Grebe, die zu dieser Zeit bereits den Kinderchor leitete, konnte das Konzert im Herbst stattfinden. Es folgten drei Jahre unter der Leitung des Dirigenten Torsten Farnung, der großen Wert darauf legte, dass sich der Chor verschiedenen Musikstilen öffnete und ein vielseitiges Repertoire erarbeitete, denn nur so könne er seinem Namen „Volkschor” gerecht werden. Er erwartete von den Sängern häufigere Auftritte, regelmäßige Teilnahme an allen Aktivitäten des Chores und wünschte sich mehr Kooperation mit dem Kinderchor und dem „jungen chor”. Für viele SängerInnen ging diese Entwicklung zu schnell. Der Volkschor schlitterte in die Krise, die im Herbst 1999 gegann und bis zum Herbst 2001 andauerte. Über zwei Projektphasen (anlässlich der 250-Jahr-Feier der Kirche und im Zusammenhang mit der Verabschiedung von Pfarrerin Karin Weisswange) gelang es der nun auch für den gemischten Chor verpflichteten Chorleiterin Dorothea Grebe eine neue singfähige Gruppe mit wenigen alten und vielen neuen Gesichtern aufzubauen. Der Neuanfang mündete in einem erfolgreichen Herbstkonzert 2001 mit Jagd- und Trinkliedern, an dem sich auch der Kinderchor beteiligte.

Große Projekte und viele neue Lieder
Die Wogen haben sich geglättet. Es gibt einen engagierten Kreis von Sängerinnen und Sängern, der Kontinuität in die Probenarbeit gebracht hat und großes Interesse an der Erarbeitung neuer Chorliteratur zeigt. Auch die gesangliche Qualität hat sich, dank intensiver Einsingübungen, häufiger Probenwochenenden und des Einsatzes einer qualifizierten Stimmbildnerin (Renate Hackler), mit Gruppen- oder Einzelunterricht, deutlich verbessert. Inzwischen bietet der Volkschor ein festes Jahresprogramm konzertanter Veranstaltungen, in die alle Chöre des Vereins eingebunden sind. Intensive Probenwochenenden in oder außerhalb Stammheims gehören zur Vorbereitung. Ein festes Angebot, das früher eher eine Seltenheit war. Nicht immer wird der betriebene Aufwand durch zahlreiche Besucher belohnt. Erfreuliche Ausnahmen waren das Mozartkonzert im Mai 2006 und das Benefiz-Konzert zugunsten der Stammheimer Kirchenorgel im April 2007. Natürlich organisiert der Volkschor auch jedes Jahr einen traditionellen Liederabend und folgt Einladungen befreundeter Chöre. Dazu gehört seit mehreren Jahren auch die Teilnahme am Treffen der Florstädter Chöre. Der persönliche Zusammenhalt unter den aktiven SängerInnen und die Pflege der Kontakte zu den fördernden Mitgliedern wird durch sommerliche Grillnachmittage, Weihnachtsfeiern und die traditionelle jährliche Winterwanderung im Januar gepflegt. Auf Wunsch beschenkt der Volkschor seine Mitglieder bei besonderen Feierlichkeiten gerne mit einem Ständchen.

Einige besondere Highlights des Volkschors:

30.11.2002 ... Adventskonzert

28.02.2003 ... Bürgerhaus-Einweihung nach dem Umbau mit der Erstaufführung

des Mundart-Liedes „Siehste näit die Säu im Gourde”

04.07.2004 ... Matinée „Tierisches Konzert”

28.11.2004 ... Adventskonzert „Machet die Tore weit”

09.10.2005 ... Matinée „Evergreens”

07.05.2006 ... Konzert „Vivat Mozart” im Mozart-Jahr

02.12.2006 ... Weihnachtslieder aus aller Welt

28.04.2007 ... Benefizkonzert zugunsten der Stammheimer Kirchenorgel

01.06.2008 ... „O Musica, du edle Kunst”

29.11.2008 ... Alte und neue Weihnachtslieder und das Kinder-Musical

„Eddi und die Weihnachtskugel”.

29.03.2009 … Historische Matinée, 100 Jahre Welt-, Vereins- und Ortsgeschichte

29.08.2009 … „Rotasia“, ein farbenprächtiges Kindermusical

03.10.2009 … Jubiläums-Finale „Sing doch mit – Singen tut gut!“

05.09.2010 … „Der ganze Kühlschrank s(w)ingt“ - Kindermusical

28.11.2010 … Adventkonzert „Maria durch den Dornwald ging“

20.03.2011 … Liedernachmittag „Frühlingslieder in Dur und Moll“

18.09.2011 … Kindermusical „Prinzessin Aglaia“

01.10.2011 … Live-Bands aus der Region „Rock in Stammheim“

07.-11.10.2011 … Fahrt nach Lamballe/Pléneuf-Val-André, Frankreich,
zum 30-jährigen Jubiläum des Chors "L'Eveil" mit zwei
gemeinsamen Konzerten

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Festschrift zum 100jährigen Jubiläum 2009
VCFestschrift_Stand_Website
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